Kontorhausviertel Hamburg Rundgang
Zusammen mit der Speicherstadt ist das Kontorhausviertel seit 2015 UNESCO-Weltkulturerbe.
Es entstand ab ca. 1912 dort, wo vorher in einem der berüchtigten „Gängeviertel“ Tausende von Menschen in armseligen Verhältnissen lebten. Hier wurde ein ganzes Quartier von Mietbürohäusern errichtet – eine eindrucksvolle und weltweit einmalige Ansammlung von Klinkerbauten mit wunderschönen Gestaltungselementen.
Auch heute noch fasziniert beim Rundgang durch das Kontorhausviertel Hamburg die Atmosphäre, die durch diese Architektur entsteht, und kleine Geschäfte, Cafés und Restaurants laden zum Verweilen ein.
Kontorhäuser in der Hamburger Altstadt
Das Hamburger Kontorhaus
Mehr als ein Bürohaus
Das Hamburger Kontorhaus hat sich im Laufe der Zeit zu einem architektonischen Wahrzeichen entwickelt. Ursprünglich als Handels- und Bürogebäude konzipiert, wurden die Kontorhäuser im 19. Jahrhundert mit roten Klinkersteinen gebaut, die bis heute charakteristisch für ihre Fassaden sind. Mit dem Aufkommen des Expressionismus in den 1920er Jahren wurden einige Kontorhäuser wie das Chilehaus zu ikonischen Beispielen dieser Baustilrichtung. Die Gebäude wurden nicht nur funktional gestaltet, sondern auch ästhetisch ansprechend mit kunstvollen Verzierungen und Skulpturen versehen. Noch heute sind in Hamburg ca. 240 Kontorhäuser erhalten.
Moderne Zeiten
Neu war, dass ein Haus ausschließlich für Bürozwecke und gleich für mehrere Firmen gebaut wurde. Die Entwicklung der Baukunst ermöglichte es, auf tragende Innenwände zu verzichten, so dass flexible Grundrisse die Bedürfnisse unterschiedlicher Mieter befriedigten. Eine damals moderne Haustechnik, wie Zentralheizung, elektrisches Licht und Fahrstuhl bzw. Paternoster gehörten ebenfalls zu den Eigenschaften der Kontorhäuser.
Weil das Ensemble dieses Haustyps so in der Welt kein zweites Mal zu finden ist, stellte die UNESCO das Kontorhausviertel gemeinsam mit der Hamburger Speicherstadt 2015 unter Schutz.
Domplatz und Hamburgs Anfänge
Der Domplatz – Hamburgs Keimzelle
Im 9. Jahrhundert lag an dieser Stelle die Hammaburg und bildete damit die Keimzelle Hamburgs. Eine kleine, umfriedete Siedlung an der Kreuzung zweier Handelsrouten passte auf diesen Platz. Hier siedelten die Menschen, vor Hochwasser geschützt und hoch genug, um Eindringlinge rechtzeitig zu erkennen. Später wurde der Platz mit dem Mariendom bebaut. Die weißen Quader auf dem Platz repräsentieren seine Säulen. Anschließend stand hier das Johanneum, eine Gelehrtenschule und auch ein Parkplatz mit Tankstelle war auf diesem historischen Platz zu finden. Nachdem Archäologen vor einigen Jahren zweifelsfrei festgestellt haben, dass exakt hier die Geschichte Hamburgs begann, bleibt der Platz unbebaut und dient vor allem mittags den Menschen als Treffpunkt und Aufenthaltsort.
Rund um den Domplatz
Im Umkreis von wenigen Metern um den Domplatz gibt es viel zu entdecken. Die Petrikirche ist die älteste der fünf Hauptkirchen Hamburgs, bei einem Aufstieg auf ihren Turm bietet sich den Besuchern ein einmaliger Rundblick. Das Verlagsgebäude der ZEIT beinhaltet im Erdgeschoss ein bayrisches Bierhaus. Eine Straßenecke weiter kann man sich über das Leben des ehemaligen Bundeskanzlers Helmut Schmidt informieren. Und in einem Bürogebäude findet man eine Außenstelle des Archäologischen Museums mit einer Ausgrabung aus dem 12. Jahrhundert.
Ziegel, Backstein, Klinker
Backstein – Hamburgs Markenzeichen
Wo man hinschaut, in der ganzen Stadt sieht man Klinkerfassaden in verschiedenen Rottönen. Das traditionelle Baumaterial ist nicht nur schön anzusehen, sondern auch praktisch. Das Klima kann ihm nichts anhaben, es ist robust und überdauert viele Jahrzehnte, wenn nicht Jahrhunderte. Hergestellt wird es seit dem Mittelalter in Brennereien in Hamburgs Umgebung.
Backsteinexpressionismus
Die Steine werden kunstvoll angeordnet, so entstehen Muster und Strukturen. Baukeramik und Skulpturen lassen die Fassaden einmalig werden, im Kontorhausviertel sind wunderschöne Exemplare des Backsteinexpressionismus zu sehen. Das Chilehaus ist weltberühmt, seine Fassade und seine einmalige Form sind unverwechselbar. Aber auch andere Häuser wie der Sprinkenhof oder der Messberghof wollen entdeckt werden. Hier lohnt es sich, einen Blick in die Treppenhäuser zu werfen. Es warten kühne Innenarchitektur und liebevolle Details.
Gängeviertel
Eng, schmutzig, feucht
Bevor ab den 1920er Jahren die Kontorhäuser gebaut werden konnten, musste zunächst die bisherige Bebauung abgerissen werden. Dabei handelte es sich um das letzte der sogenannten Gängeviertel, Hier befanden sich Wohnungen für Arbeiter, eng, schmutzig und feucht. Die Menschen wohnten unter erbärmlichen Verhältnissen, Krankheiten breiteten sich schnell aus und die unübersichtlichen Bauten waren für die Behörden kaum zu überwachen. Bei einem Besuch soll der Berliner Mediziner und Biologe Robert Koch gesagt haben: „Meine Herren, ich vergesse, dass ich in Europa bin.“
Kontore statt Wohnungen
Anstelle von Wohnungen wurden nun Büros gebaut, denn hiermit ließen sich deutlich höhere Mieten erzielen. Auch heute noch findet man nur vereinzelt Wohnungen in dieser Gegend. Bei Neubauten versucht man nun, diese Situation zu ändern und wieder mehr Menschen hier anzusiedeln.
Heute im Kontorhausviertel – nicht nur Büros
Neben imposanter Architektur gibt es auch für Genussmenschen und Shopping-Begeisterte einiges zu entdecken. Die großen Ladenketten findet man hier nicht. Zum Glück haben sich in diesem Viertel einige alte, inhabergeführte Geschäfte erhalten. Neue sind hinzugekommen, auch diese individuell und persönlich geführt. Es lohnt sich, nach Holzspielzeug zu suchen oder nach einer Mütze, wie sie Helmut Schmidt getragen hat. Oder über den Wochenmarkt zu gehen, der hier zweimal pro Woche stattfndet.
Obwohl hier wenige Menschen leben, findet man eine ungeahnte Vielfalt an Restaurants. Die ganze Welt ist hier vereint – und original Hamburger Küche gibt es auch.
Rundgang als Entdeckungsreise
Bei einem Rundgang durch das Kontorhausviertel entdecken wir gemeinsam, wie Kontorhäuser aufgebaut sind und welche Geheimnisse sie bereithalten. Wir öffnen Türen von bekannten und unbekannten Häusern, finden tolle Details an den Fassaden und in den Treppenhäusern.
Dies sind keine Museen, in jedem Haus arbeiten Menschen und wir betreten diese Häuser natürlich mit dem entsprechenden Respekt.
Ein paar Tipps für eigene Entdeckungstouren gefällig? Schaut mal in den Wikingerhof (Schopenstehl 22), hier findet ihr wunderschöne Holzvertäfelungen im Treppenhaus. Oder versucht, die Berufe zu identifizieren, die die Figuren an der Fassade des Altstädter Hofs schmücken. Gar nicht so einfach.
Alles über "Greets"
- Dauer: zwei bis drei Stunden und absolut kostenlos
- Max. 6 Leute, keine Kombination verschiedener Gruppen
- Treffpunkt und genaue Route: nach Vereinbarung von Gast und Greeter*in
- Anfragen: bitte spätestens zwei Wochen vor dem Wunschtermin
- Mehr über Greets