Rundgang durch die HafenCity
Die HafenCity ist der „jüngste“ Hamburger Stadtteil und in vielerlei Hinsicht besonders!
Mitte der 1990er Jahre entschloss sich die Stadt Hamburg, die Hafennutzung der Flächen am nördlichen Elbufer auf dem Großen Grasbrook aufzugeben und diese städtebaulich neu zu entwickeln. Daraufhin entstand das zeitweise größte Neubaugebiet Europas. Die HafenCity lädt – nicht nur wegen der ElbPhilharmonie – zu einem kostenlosen Rundgang der besonderen Art, einem Greet, ein.
Hamburg Greeter verraten ihre Lieblingsplätze
HafenCity InfoCenter
Das historische Kesselhaus ist heute erster Anlaufpunkt in der HafenCity. Das Gebäude (als kleines Kraftwerk) ermöglichte früher eine vom Rest der Stadt unabhängige Energieversorgung der Speicherstadt. Hier wurde sowohl elektrischer Strom für die Beleuchtung der Speicheranlagen als auch Druckluft für den Betrieb der hydraulischen Winden, Kräne, Hebebühnen und Treppenaufzüge produziert. Um 2000 herum wurde das Gebäude umfassend saniert und dient seitdem allen Interessierten als HafenCity-InfoCenter. Alles, was man zur HafenCity wissen sollte und möchte, erfahrt ihr hier – der Eintritt ist frei!
Nach einem städtebaulichen Wettbewerb wurde im Jahr 2000 der Masterplan HafenCity vorgestellt. Dieser gibt vor, wo welche baulichen Nutzungen in welchen Dimensionen vorgesehen sind. (Die Elbphilharmonie, als bekanntestes Gebäude der HafenCity, war übrigens ursprünglich nicht geplant, sondern wurde erst auf Initiative eines Unternehmerehepaars angestoßen). Wichtigster und zentraler Bestandteil des Besucherzentrums ist daher ein städtebauliches Holzmodell im Maßstab 1:500. Seit der ersten Präsentation wurde dies kontinuierlich dem aktuellen Planungs- und Baustand der HafenCity angepasst: Sobald genauere Pläne für ein neues Gebäude oder Baufeld präsentiert werden, so wird das entsprechende „Platzhalter-Klötzchen“ im Modell durch ein genaueres ersetzt.
Nirgendwo anders lässt sich so gut nachvollziehen, was bereits alles in der HafenCity passiert ist, was noch gebaut werden soll und welche Position diese im Gesamtkontext von Stadtplanung und Städtebau in Hamburg hat. Darüber hinaus informiert das HafenCity-InfoCenter über die gerade aktuell laufenden Planungen und erläutert ergänzend dazu die Vergangenheit und Geschichte der Umgebung. Auch werden regelmäßig kostenfreie Führungen durch die HafenCity angeboten; auch Info-Material gibt es in Hülle und Fülle!
Foto: Holger.Ellgaard – Eigenes Werk, CC BY 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=8374327Foto: Holger.Ellgaard – Eigenes Werk, CC BY 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=8374327
Futuristische U-Bahn-Stationen
Die HafenCity ist zum einen über die U-Bahnhöfe Baumwall und Meßberg erreichbar – zusätzlich wurde eine weitere ÖV-Anbindung zur Erschließung der HafenCity vorgesehen. Man entschied sich – nach sehr intensiver Diskussion – gegen den Bau einer Hochbahn oder die Wiedereinführung einer Stadt-/Straßenbahn. Stattdessen plante man drei U-Bahnhöfe, welche über eine neue Linie (U4) angeschlossen wurden. Jeder Bahnhof für sich ist nochmals einen Besuch wert!
Die Station Überseequartier erschließt das Zentrum der HafenCity. Bemerkenswert ist zum einen die Tiefe: Der Bahnhof befindet sich 19,5 m unter Geländeniveau, mit zunehmender Tiefe wird die Wandverkleidung dunkler. Neben den Rolltreppen befinden sich außerdem neben jeder Lampe Lautsprecher: Aus diesen kommen Meeresrauschen und andere maritime Geräusche, sodass man meinen könnte, man sei tatsächlich unter Wasser!
An der Station HafenCity Universität erwartet euch eine besondere Lichtgestaltung: In der Station fallen die zwölf großen Leuchtcontainer an der Decke sofort auf – sie sollen mit identischen Maßen (6,5 m Länge × 2,8 m Breite × 2,8 m Höhe) an 20-Fuß-Container erinnern. Am Wochenende und an Feiertagen werden zwischen 10 und 18 Uhr jeweils zur vollen Stunde Licht- und Musikkompositionen im U-Bahnhof aufgeführt: Die Leuchtcontainer wechseln zu klassischer Musik im Takt ihre Farbe. (Schaut man außerhalb dieser Tageszeiten vorbei, gibt es einen langsamen Übergang zwischen den Leuchtfarben).
Die vorläufige Endstation Elbbrücken (eine Verlängerung übers Wasser zum Kleinen Grasbrook/Moldauhafen ist angedacht) ist oberirdisch angelegt und ganz in Glas gehalten. Sie bietet gleichzeitig einen Umstieg zur S-Bahnlinie 3. Die Verbindung über die trennende Hauptverkehrsstraße erfolgt über einen sogenannten „Skywalk“.
Der Bau des Elbbrückenquartiers um den neuen Amerigo-Vespucci-Platz ist noch im Gang, weiter westlich am Baakenhafen sind die Gebäude bereits bezogen. Die Station bietet eine gute Aussicht auf die Wasserseite der Hafencity, die Elbbrücken und die Norderelbe!
Foto: Matthias Vollmer
Internationales Maritimes Museum
Im Jahr 2000, zeitgleich mit Vorstellung der HafenCity-Planungen, wurde das Gebäude unter Denkmalschutz gestellt und wenig später mit Geldern der Stadt Hamburg umfassend saniert. Es zog das Internationale Maritime Museum ein, das seinen Ursprung in der umfangreichen Privatsammlung des langjährigen Vorstandsvorsitzenden des Axel-Springer-Verlages Peter Tamm hat und ab 1991 unter dem Namen „Institut für Schifffahrts- und Marinegeschichte“ als privates, nichtöffentliches Museum in Hamburg-Othmarschen beheimatet war.
Die Gründung des Maritimen Museums war nicht unumstritten (Grund war ein starker Schwerpunkt der Ausstellung auf Kriegsschiffe). Nach der Eröffnung und dem ersten Besuch musste man sich dennoch ernsthaft fragen: „Warum gab es so etwas in Hamburg nicht schon vorher?“
Kern der Sammlung sind ca. 50.000 Schiffsmodelle. Darüber hinaus wird ein breites Spektrum an allem angeboten, was mit der Seefahrt zu tun hat: So werden beispielsweise viele historische Marine- und Seefahreruniformen gezeigt, zudem gibt es viele Gemälde und eine umfangreiche Sammlung von Fotografien zur Seefahrt und zum Schiffbau. Es ist ohne weiteres möglich einen halben oder sogar ganzen Tag hier zu verbringen. Sehr empfehlenswert sind auch der Souvenirshop und die dazugehörige Buchhandlung. Ein beliebtes Fotomotiv ist die Schiffschraube vor dem Eingang.
Foto: Matthias Vollmer
Lohsepark: Erholung und Gedenken
der HafenCity wurden vergleichsweise wenige Erholungsflächen geschaffen. Ob der Hintergrund nun war, dass man Grünflächen nicht an Dritte verkaufen konnte, oder ob sich die Planer dachten, dass die Leute ohnehin lieber am Wasser sitzen: Der Lohsepark, welcher direkt an der U-Bahn-Station HafenCity Universität zu finden ist, ist die große Ausnahme! Er erstreckt sich schlauchförmig vom Baakenhafen im Süden bis hin zum Ericusgraben im Norden. Früher befand sich auf diesem Gelände der Hannoversche Bahnhof.
Es wurde eine kombinierte Fläche aus Spaziergehwegen, Liegeflächen und Spielbereichen geschaffen, welche der Öffentlichkeit rund um die Uhr zur Verfügung steht. Kennzeichnend sind geschwungene und diagonale Wege, Bänke und Spielplätze. Die gebogenen Stämme und Äste von Bäumen, die in der Versmannstraße (für den Bau der HafenCity) gefällt werden mussten, fanden als Klettergerüste hier eine neue Verwendung. Unter den gepflanzten exotischen und heimischen Gehölzen sind besonders die Obstbäume hervorzuheben: deren Früchte dürfen mitgenommen werden!
Leider hat der Lohsepark aber auch ein dunkles Kapitel in der Stadtgeschichte, an welches der Gedenkort „denk.mal Hannoverscher Bahnhof“ erinnert. Von hier aus wurden mehrere tausend Menschen – meistens Juden, Sinti und Roma – zwischen 1940 und 1945 in Konzentrations- und Vernichtungslager deportiert. Die innenstadtnahe aber gleichzeitig abgeschiedene Lage des Bahnhofes eignete sich gut für die Zwecke der Nationalsozialisten. Ein Relikt des nun unter Denkmalschutz stehenden Bahnsteigs 2 befindet sich hier – ebenso eine Fuge, die vom ehemaligen Bahnhofsvorplatz entlang dem historischen Gleisverlauf bis hin zum Bahnsteig durch den Park führt. Selbstverständlich wird man vor Ort mittels Schautafeln und Dokumentationen nochmals auf die geschichtliche Bedeutung dieses Ortes hingewiesen.
Foto: Matthias Vollmer
HafenCity - jüngster Stadtteil Hamburgs
Die größte Besonderheit und Herausforderung war und ist für die Erbauer des neuen Stadtteils der Hochwasserschutz: Es wurde bewusst auf eine Eindeichung des Geländes verzichtet – alle Gebäude wurden stattdessen auf eigens für sie gebauten Sockeln errichtet. Trotz der modernen – mancherorts für Hamburg untypischen – Architektur, wird außerdem durchgängig darauf geachtet, die Vergangenheit des Quartiers nicht in Vergessenheit geraten zu lassen: So sind viele der Sockel sowie Böden im Stil von Orientteppichen gestaltet, welche früher hier gelagert wurden. Die Laternen sollen an Hafenkräne erinnern, die Sitzgelegenheiten an Wellen. Mehrere Hafengebäude wurden saniert und erleben durch Neunutzung ein zweites Leben! Die Straßen und Plätze wurden nach berühmten Entdeckern/Seefahrern benannt, die Straßen häufig auch nach anderen Hafenstädten. Auch die Lage der HafenCity im ehemaligen Freihafen ist noch erkennbar: Die Kontrollstationen, an jeder in den Stadtteil führenden Brücken platziert, blieben erhalten.
Größter Pluspunkt der HafenCity ist aber ihre Lage am Wasser und die Nähe zum Hafen! Auch wenn manche Ecken noch provisorisch wirken und an anderen noch kräftig gebaut wird: Die Befürchtungen, dass ein „Büroviertel“ entstehen würde – d.h. ein „toter“ Stadtteil nach Geschäftsschluss – sind nicht eingetreten! Neben der starken Nachfrage nach den Wohnungen sind die Ladenflächen sehr gefragt. Zudem sind außerordentlich viele Freizeiteinrichtungen, touristische Anlaufpunkte sowie auch Bildungseinrichtungen und Gastronomie zu finden.
Foto: Matthias Vollmer
Alles über "Greets"
- Dauer: zwei bis drei Stunden und absolut kostenlos
- Max. 6 Leute, keine Kombination verschiedener Gruppen
- Treffpunkt und genaue Route: nach Vereinbarung von Gast und Greeter*in
- Anfragen: bitte spätestens zwei Wochen vor dem Wunschtermin
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